Winter im Bayrischen Wald

Im Februar diesen Jahres habe ich mir den lange geplanten Wunsch erfüllt das Freitiergehege im NP Bayrischen Wald zu besuchen. Hier ist es noch möglich seltene Tierarten in einem natürlichen Umfeld zu begegnen. Die Gehege sind so in das natürliche Landschaftsbild angepasst, dass vor Jahren z.B. das Luchsgehege über Nacht von zwei auf drei erwachsene Luchse angestiegen ist, ein frei lebender Luchs ist hineingesprungen, aber nicht mehr rausgekommen. Ebenso waren bei meinem Aufenthalt außerhalb des Fischottergeheges Spuren dieser Art zu finden. Durch die großzügig angelegten Gehege benötigt man viel Zeit und auch das notwendige Glück, eine Tierart natürlich aufzunehmen, das macht die Sache auch für einen Naturfotografen spannend.

1. Tag 18. Februar
Natürlich wollte ich mit Luchs und Wolf gleich die Highlights am ersten Tag erleben. Diese Idee haben natürlich viele und so sollte man schon früh aufbrechen. Als Naturfotograf ist das natürlich kein Problem. Das Licht war nicht so günstig, dafür zeigten sich die Tiere zum Glück auf Felsen.

Montags steht bei den Wölfen eine Fütterung an, also sollte man auch dort früh eintreffen, um eine gute Position zu erwischen. Aus ganz Europa trifft sich hier die Riege der Naturfotografen, wenn man die Technik anschaut, fragt man sich, weshalb man überhaupt zur Photokina fahren sollte, hier ist einfach alles an aktueller Technik vertreten. Schließlich dauert es dann doch 4-5 Stunden, bis überhaupt ein Wolf zu sichten ist. Ein heißer Tee und viele Gespräche lassen die kalten Stunden um den Gefrierpunkt auch schnell vergehen. Leider zeigen die Wölfe nach der Fütterung kein Sozialverhalten, wie zu erfahren war, macht das Rudel derzeit Probleme. Trotzdem konnten einige Aufnahmen von Wölfen im Schnee gelingen.

Fototreff am Wolfsgehege
Fototreff am Wolfsgehege

Auch wenn das Licht nicht mehr optimal war, so wollte ich auf dem Rückweg doch noch einmal bei den Waldrandbewohnern nachschauen. Tatsächlich waren die Rebhühner noch aktiv. Sie wollten immer wieder zu ihrem Futterplatz laufen, wo allerdings ein Naturfotograf mit einem großen Objektiv saß :-). Bis auf 1-2 Meter kamen sie heran, dann traten sie die Flucht wieder an. So gelangen mir doch einige unverhoffte Aufnahmen. Gerade diese scheuen Tiere sind in der offenen Landschaft immer seltener geworden und es ist ein großer Glücksfall, sie im natürlichen Umfeld zu erwischen. So war es für den ersten Tag doch noch ein erfolgreicher Abschluss.

2. Tag 19. Februar

Heute wollte ich das ganze Tierfreigehege kennen lernen und an der 7 km langen Runde verschiedene Tierarten fotografieren. Der Fischotter stand dabei ganz oben auf der Liste. Der Weg führte erst an den bekannten Luchs und Wolfsgehegen vorbei zu den Wildkatzen. Allerdings war ich vom Wildkatzendorf Hütscheroda verwöhnt und schenkte den noch etwas jüngeren Katzen weniger Beachtung und Zeit. Für die Wildscheinrotte hatte ich mir neben dem Tele extra das 16-35mm Weitwinkel eingepackt. Sicherlich ein zunächst etwas verrückter Gedanke der auch zur Nachahmung nicht unbedingt empfohlen sein sollte.

Im großzügig angelegten Gehege waren auch hier erst keine Tiere zu sehen. Nach 2 Stunden Warten kam schließlich die Rotte vom Keiler geführt aus dem Dickicht. Die Tiere sind hier Fotografen gewohnt und so konnte ich schnell vom Tele auf das Weitwinkel wechseln. Die Perspektive ist schließlich auch in der Tierfotografie das entscheidene.

Beim Fischotter hatte ich leider kein Glück und so zog es mich noch zum  Auerhahn. Hier konnte ich schließlich noch ein paar Volltreffer landen. Auerhahn im Profil, mit Nickhaut oder auch beim Knospen knabbern, was will man mehr. Der Tag wurde so wieder zu einem Volltreffer und ich konnte glücklich den Rückweg zum Landgasthof antreten.

Der Abend klingt immer im „Euler“ aus, einen von Naturfotografen beschlagnahmter Landgasthof. So wanderte die Wildsau sozusagen gleich auf den Teller und auch das Notebook ist nicht weit entfernt. Auf den Tischen stehende Notebooks verraten die Naturfotografen, die aus vielen Ländern hier Quartier beziehen, insbesondere natürlich aus den Niederlanden.

Abendtreff mit Joachim Raff im Euler
Abendtreff mit Joachim Raff im Euler

3. Tag 20.Februar

Heute wollte ich das jüngere und kleinere Freitiergehege in Ludwigsthal besuchen, Wolf und Luchs sollten hier besser funktionieren. Leider zeigte sich der Luchs überhaupt nicht, die Wölfe waren ebenso nicht kooperativ. Trotzdem war es interessant dieses Rudel beobachten zu können. Die Anlage ist insgesamt kleiner, aber auch sehr gut angelegt.

So machte ich mich dann um die Mittagszeit wieder zum alten Tierfreigehege nach Neuschönau auf, schließlich sollte der Fischotter doch einmal zum Vorschein kommen. Aber auch an diesem Tag zeigte er sich nicht. Dafür war die Bärenfamilie sehr aktiv. Die Jungtiere erklommen jeden erdenklichen Hügel um diesen dann gegen die Mutter zu verteidigen. Eine Trainingsstunde im Schnee sozusagen.

Jungbären bei der Trainingsstunde
Jungbären bei der Trainingsstunde
Bärenmutter
Bärenmutter

4. Tag 21. Februar

Heute ist das Licht besser, es ist nicht mehr alles Grau in Grau, die Luft ist kälter und klarer. Also versuche ich es noch einmal bei den Luchsen. Dieser Besuch erwies sich noch einmal als Glückstreffer, gutes Licht und Luchse auf den Felsen, was will man mehr.

Einen Fischotter wollte ich aber schon noch erwischen und machte mich ein letztes Mal zum Gehege auf. Interessant waren auch die Fischotterspuren außerhalb des Geheges, also kommt die Art unmittelbar hier in Natura vor. Leider wollte auch an diesem Tag kein Fischotter vor die Linse. Dafür zeigte sich wenigstens der Sperlingskautz einmal für kurze Zeit.

Gegen 15.00 Uhr machte ich mich dann wieder mit vollen Speicherkarten auf die Heimreise. Sicher war ich nicht das letzte Mal hier. Noch viele Tierarten habe ich nicht zu Gesicht bekommen und der Fischotter wartet auch noch …

Sperlingskautz
Sperlingskautz

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Kommentare: 1
  • #1

    Rudi (Samstag, 02 März 2013 18:12)

    Ein ausgezeichneter Bericht über die Fotoreise in den NP Bayerischer Wald.
    Weiterhin " Gut Licht ".
    LG Rudi

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