Bei den Kegelrobben auf Helgoland

Willkommen auf Helgoland
Willkommen auf Helgoland

 

Von November bis Anfang Januar gebären die Kegelrobben (Halichoerus grypus) ihren Nachwuchs auf der Düne bei Helgoland. Schon lange hatte ich mir vorgenommen dieses Naturereignis einmal mit der Kamera einzufangen.

 

Am 29.12.2013 ist es so weit, wir starten von Cuxhaven aus mit der „Funny Girl“, der einzigen Winterfährverbindung nach Helgoland. Etwas mulmig ist uns schon im Bauch, schließlich konnten wir unsere Hochseetauglichkeit noch nicht überprüfen.

Ankunft auf Helgoland
Ankunft auf Helgoland

Auf dem Deck herrscht fast schon Feststimmung,  die ersten 30 Minuten  wird gegessen und getrunken, die einzige Durchsage an Bord lautet:  „Bitte Schlemmerteller abholen“. Schlemmerteller? Da sind aber einige optimistisch. Als der Wellengang nach einer Stunde deutlich zunimmt, ändert sich die Stimmung schlagartig, es wird merklich ruhiger. Langsam lichten sich auch die Reihen um uns, viele kreidebleiche Gestalten wanken nach oben, sicher um auch die Schlemmerteller wieder retour zu bringen. Zum Glück können wir uns weiter an der Fahrt erfreuen und kommen pünktlich 13.00 Uhr im Südhafen von Helgoland an.

 

Nachdem wir unser Quartier in der Oberstadt bezogen haben, führt uns erst einmal der Weg entlang der Küste zum Strand. Wir müssen uns erst daran gewöhnen, dass der Regen hier mehr waagerecht als von oben kommt. Zufällig können wir sogar einen einzigartigen Vortrag zu Grönland lauschen, der gerade bei Glühwein und Kuchen im Aquarium geboten wird, was für ein Glück.

Das Frühstück wird am ersten Morgen gleich gestrichen, als Naturfotograf ist man es nicht gewohnt, um 8.30 Uhr zu frühstücken. Die erste Fähre zur Düne startet schließlich 8.00 Uhr, und dass sollte nicht ohne mich geschehen. Auf dem Weg zur Landungsbrücke wird noch kurz beim Inselbäcker Halt gemacht.

 

Vor Sonnenaufgang am Südstrand
Vor Sonnenaufgang am Südstrand

 

Der Sonnenaufgang schließlich zeigt sich von der schönsten Seite, es ist jedoch nicht einfach in dem kurzen Zeitfenster aktive Robben zu finden. Etwas Frühsport hier, ein Nickerchen dort, zu schnell verstreicht gas gute Fotolicht bei der gerade aufgehenden Sonne.

 

 

Wer das erste Mal die Kegelrobben auf Helgoland besucht, wird unweigerlich vom Kindchenschema der Jungrobben angezogen. So stehen die Kleinen zunächst im Focus der Motive. Gerade bei den Heulern ist unbedingt darauf zu achten, einen sicheren Abstand zwischen den Tieren und dem Besucher zu gewährleisten, unnötige Störungen oder Beunruhigungen bedeuten nur Stress für die Tiere. Auf Schildern wird daher ein Mindestabstand von 30m auferlegt. Nur die Tiere halten sich leider nicht immer an die Vorgaben, neugierige Jungtiere kommen unweigerlich auf den Boden liegenden Fotografen entgegengerobbt.

Nach dem Säugen lassen sich immer sehr schöne Kontaktverhaltensszenen zwischen Muttertier und Heuler beobachten. Bei geschlossenen Augen scheint der Geruchssinn der Muttertiere die Umgebung förmlich abzuscannen.

 

Gerade am Nordstrand sind viele halbstarke Bullen mit Revierkämpfen beschäftigt, ebenso lassen sich Paarungen und andere Verhaltensmuster direkt wildlife erleben. Wo ist so etwas sonst in Europa noch möglich? Ein unglaublich intensives Erlebnis.

 

Am Kliff
Am Kliff

 

Die letzten beiden Stunden Tageslicht sollen uns über den Klippenweg im Oberland führen, schließlich wollen wir die Lange Anna nicht nur im Regen sehen. Das Licht ist gut, sogar der Sonnenuntergang akzeptabel. Es ist stürmisch auf dem Klippenweg, so stürmisch, dass es wenige Tage zuvor einen nicht angeleinten Hund die Klippe hinuntergeweht hat.  Wir genießen die frische Brise und die Aussicht auf die einmaligen Bundsandsteinfelsen im letzten Licht.

Zum Glück habe ich Polfilter und Grauverlaufsfilter eingepackt, so lässt sich die Stimmung gut einfangen.

 

Auch am Dienstag ist uns das gute Licht holt und es geht wieder auf die Düne. Im diffusen Gegenlicht lassen sich stimmungsvolle Motive einfangen.

Feuerwerk an der Landungsbrücke
Feuerwerk an der Landungsbrücke

Den Jahresabschluss verbringen wir in einem leckeren Fischlokal und genießen die Aussicht auf das herrliche Feuerwerk über der Landungsbrücke. Fasziniert und ergriffen sind wir aber insbesondere durch die Schiffshörner, die pünktlich das neue Jahr einleuten, sorry, einhupen. Darunter auch das Horn der "Wappen von Hamburg", einem ausgeschlachteten Seebäderschiff, dessen Ton heute die neu einlaufenden Schiffe begrüßt, oder eben das neue Jahr.

 

Feuerwerk über Helgoland
Feuerwerk über Helgoland

Neben der herrlichen Natur versuchen wir etwas Kultur zu schnuppern. Die evangelische St. Nikolaus Kirche mit ihrer tollen Innenausstattung gibt einen wunderbaren Jahresabschluss mit viel Kirchenmusik. Ebenso die sehr schöne katholische Kirche St. Michael beeindruckt am Neujahrstag mit einem tollen Gottesdienst.

Natürlich fehlen am Neujahrstag auch die Robben nicht. Wir wählen heute die Mittagsfähre zur Düne und nehmen die letzten Möglichkeit um 16.00 Uhr zurück. Am Nordstrand lassen sich sehr schön Watvögel beobachten und fotografieren. Man muss lediglich aufpassen, einen genügend großen Abstand zu den Kegelrobben einzuhalten, auch nicht immer einfach.

Natürlich bleiben die Kegelrobben weiter Favorit und es ergeben sich an den drei Tagen auf der Düne unzählige Motive. Die Speicherkarten füllen sich entsprechend gut, und es wird noch einige Zeit dauern, bis alle Bilder bearbeitet sind.

Um 16.00 Uhr nehmen wir die letzte Dünenfähre zurück nach Helgoland. Da die Reederei eine Sonderfahrt bereits am Donnerstag um 8.00 Uhr zurück nach Cuxhaven eingerichtet hat, fahren wir sogar einen Tag früher zurück als geplant.  Für uns wird schnell klar, wir waren nicht das letzte Mal auf Helgoland!

 

Abschließen möchte ich den Bericht mit ein paar Making of Bildern, schließlich war Antje auch dabei und hat kräftig fotografiert. Gerne fotografiere ich in Bodenlage mit einem großen Bohnensack. Die Kamera liegt dann stabiler auf (ab Windstärke 8 wackelt es auch auf einem Stativ) und auch die Perspektive auf Augenhöhe gefällt mir. Der Nachteil besteht darin, dass ich und das Equipment direkt dem Flugstaub ausgesetzt ist. 

Macht´s gut!
Macht´s gut!

Allen die hier vorbeischauen noch ein gutes, gesundes und glückliches Jahr 2014.

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Kommentare: 2
  • #1

    arik37 (Montag, 13 Januar 2014 16:40)

    Vielen Dank für deinen tollen Bericht Wolfgang. Es hat mir viel Spaß gemacht nachzulesen wie es dir auf Helgoland ergangen ist und natürlich die schönen Fotos anzusehen. Da sind aber auch wirklich ein paar besonders schöne dabei ;-))
    Liebe Grüße und auch dir ein frohes Neues - arik37

  • #2

    Helgoland (Samstag, 08 Februar 2014 07:22)

    Guten Morgen - via dein Hischkäferbild bin ich auf deine Homepage gekommen... da waren wir wohl zur gleichen Zeit auf Helgoland. Unglaublich wie ähnlich die Fotos sind :-). Die Hirschkäfer kenn ich vorallem noch aus meiner Jungend. In Wien konnten wir sie regelmässig beobachten und ich war immer schon fasziniert davon. Und das Bild vom Abflug ist einfach 1a! Herzliche Gratulation und Gruss aus Basel. Stefan

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