Viele freuen sich im Sommer über Strand, Hitze und Wasser. Bei uns ist das etwas anders. Wir finden in diesem Jahr nach Zypern, dann Thüringen, nun den 3. Frühling des Jahres im Hochgebirge der Schweiz. In diesem Jahr kommen uns die frühen Ferien Ende Juni und das kühle Frühjahr im Mai/Juni im Wallis genau richtig. Gerade zwischen den Almmatten und den letzten Schneefeldern auf über 200m ist er zu finden, der Frühling im Sommer.
Gerade im Frühling fallen die rosa gefärbten Schneefelder besonders auf. Wenn man sich diese einmal genauer anschaut, kann man feststellen, dass hier Lebewesen zu finden sind. Die rosa Färbung kommt durch Gletscherflöhe zu Stande, die sich von den auf den Schneefeldern abgelagerten Pollen ernähren. Immerhin können diese Tierchen bis -15 Grad überleben.
Aber wir sind ja nicht wegen der Flöhe hier oben, sondern wollen in den Schneefeldern eine ganz andere Pflanze entdecken, das Alpenglöckchen (Solsanella alpina). Jedes Jahr sind wir von diesen kleinen Überlebenskünstlern begeistert. Durch stoffwechselphysiologische Prozesse können diese kleinen Pflanzen ähnlich wie Schneeglöckchen Wärme erzeugen, und sich so durch die Schneedecke "brennen".
Für einen Naturfotografen ergeben sich hier natürlich wunderbare Motive. Allerdings ist es an diesen abschmelzenden Schneefeldern nicht nur kalt, sondern morastisch, schlammig und feucht. Dementsprechend sieht man nach dem Shooting auch aus. Oft "reinige" ich danach die Klamotten mit sauberem Schnee, sonst würde meine Frau wahrscheinlich ohne mich weiter laufen. Auch wenn man dreckig ist, kann man glücklich sein :-).
Nach den Alpensoldanellen erscheinen gleich die Krokusse und Frühlingsküchenschellen. Für Letztere waren wir meistens zu spät in den Alpen. Deshalb war die Freude groß, sie in diesem Jahr, in ihrer vollen Schönheit bewundern zu können.
Ein besonderes Glücksgefühl ist es zwischen einem Meer von echten Alpenveilchen (Viola alpina) zu stehen. 1000 mal schöner als die Baumarkt-Alpenveilchen.
Neben den Alpenveilchen sind die Schwefelanemonen die typischen Frühlingsboten der Alpen. Manchmal recht schwer fotografisch festzuhalten, aber immer ein Glücksgefühl, diese schwefelfarbenen Köpfe auf den Hängen zu entdecken.
Die alpinen Almmatten werden im Frühling natürlich durch die Enziane geprägt. Die vielen Arten würden hier den Rahmen sprengen, aber besonders habe ich mich über einen fast weißen Enzian sowie zwei hellbau gefärbte Varianten gefreut. Diese sieht man unter Tausenden ihrer Art nur ganz selten.
Bevor der Blog zu lang wird, möchte ich noch ein paar besondere Arten zeigen. Unter den vielen gefundenen Orchideenarten habe ich mich besonders über das Holunderknabenkraut gefreut. Es kommt in drei Farbvarianten vor: gelb, lachsfarben und rot. An einer Stelle konnte ich alle drei Farbvarianten Ende Juni noch fotografisch festhalten.
Das Holunderknabenkraut, das neben der Hohlzunge, oder die Hohlzunge neben Alpen-Veilchen steht, ist für Botaniker natürlich ein besonderer Augenschmaus. Aber auch andere Arten wie die Alpennelke erfreuen das Herz.
Ich hoffe, der kleine Ausflug in den Frühling, gefällt auch noch im Hochsommer, vielleicht auch als kleine Abkühlung :-).
Viele Grüße
Wolfgang Hock
Kommentar schreiben