Ölkäfer gehören mit ihrer spannenden Biologie sicher zu den interessantesten Insektenarten. Das Gift eines Käfers kann bereits einen Menschen töten, aber Gift ist eben von der Dosis abhängig. So wurde es als Pharma-zeutikum über Jahrhunderte in der Medizin eingesetzt. Noch spannender ist aber die Biologie der Käfer, die ich im Folgenden kurz vorstellen möchte.
Die Gruppe der Ölkäfer ist in Europa weit verbreitet, insbesondere in Südeuropa ist die Artenfülle recht hoch. Bei uns in Thüringen sind vor allem 2 Arten verbreitet, der Schwarzblaue Ölkäfer (Meloe proscarabaeus) und der violette Ölkäfer, wobei der letztere schon etwas seltener zu finden ist.
Die Ölkäfer, oder auch als Maiwurm bekannt, sind bereits früh im Jahr unterwegs. In den letzten milden Wintern konnte ich die Männchen bereits im Februar entdecken, so wie hier in Nordthüringen auf Felsen-Gelbstern. Die großen schwarzen Käfer fallen in der lichten Vegetation schnell auf, werden durch ihre Giftigkeit aber von Fressfreinden wie Vögeln weitestgehend geschont.
Das Gift synthetisieren sie aus den Pflanzen welche sie fressen. Die Frühblüher sind hier die ideale Gruppe, die fast alle in ihren Blättern, Blüten oder Knollen Giftstoffe speichern. Die gewöhnliche Küchenschelle z.B. ist in allen Teilen hochgiftig, sie produziert das Gift Protoanemonin, welches ein Reizmittel für Haut und Schleimhäute darstellt.
Die Weibchen benötigen lockere Sedimente um ihre Eipakete darin abzulegen. Dazu graben sie kleine Höhlen die bis 10cm tief sind. Darin werden Eipakete von mehreren tausend Eiern abgelegt.
Die Weibchen können in Abständen von bis zu mehreren Wochen Eipakete von 3000-4000 Eiern ablegen. Sie sehen dann mit ihren aufgequollenen Körpern selber schon wie kleine Eipakete aus. Diese enorme Produktion an Eiern ist auf Grund der komplizierten Larvalentwicklung auch nötig.
Die Larven der Ölkäfer müssen nun möglichst schnell und zahlreich auf Blüten emporklettern. Hier ernähren sie sich von Pollen, warten aber mit ihren langen Vorderbeinen auf ein Taxi, eine Wildbiene. Die Larven werden auch als Trianguluslarven bezeichnet. Im Nest der Wildbienen ernähren sich die Larven nun von Eiern und Pollen und verpuppen sich auch dort. Erst im nächsten Frühjahr schlüpft ein neuer Käfer und wird als Maiwurm auf unseren Trockenrasen herumlaufen.
Die Abnahme der Wildbienen hat natürlich gleichzeitig auch eine Abnahme der Ölkäfer zur Folge. In den letzten Jahren ist ihre Anzahl gesunken. Größere Ansammlungen sind nur noch selten zu finden. Nur verständlich, dass diese interessante insektenart zum Insekt des Jahres 2020 ernannt wurde.
Ich hoffe der kleine Einblick in das Leben der Ölkäfer hat gefallen und Sie werden beim nächsten Spaziergang auf einem Trockenrasen vielleicht einen Maiwurm mit anderen Augen betrachten.